Eine Trauernde sagt während einem Gespräch zu mir: «Ich bin so froh, dass Gott im Dunkeln wohnt, dass er in meinem Dunkel bei mir ist». Ich stutze, denn mit dem Wohnort Gottes verbinde ich Licht, Wärme und Sonne. Aber nicht finstere Nacht!
Um etwas über den Wohnort Gottes zu erfahren, eignen sich am besten die heiligen Schriften, die Bibel. Also schlage ich auf und lese Verse aus dem Alten Testament aus 1. Könige 8,12:
Da sprach Salomo: Die Sonne hat der HERR an den Himmel gestellt; er hat aber gesagt, er wolle im Dunkel wohnen.
Für die Menschen jüdischen Glaubens ist damit sofort klar: Gott wohnt im Tempel und zwar im Allerheiligsten. Dieses Allerheiligste war ein fensterloser, dunkler Raum und galt als Wohnung Gottes.
Im christlichen Glauben wird der Begriff des Tempels weiter definiert - der gläubige Mensch wird nun selbst zum Tempel, in dem Gott wohnt.
Welch Würde wir damit erfahren und wie tröstlich der Gedanke, dass Gott in uns wohnt – auch inmitten unserer Dunkelheit!
Ich lese weiter und stosse auf eine Aussage im Neuen Testament. Dort steht in 1. Timotheus 6,16:
Der allein Unsterblichkeit hat, der da wohnt in einem Licht…
Damit ist Gott gemeint, Gott, der im Licht wohnt.
Doch wo wohnt nun Gott? Im Dunkeln oder im Licht?
Beide Aussagen über Gottes Wohnung sind wahr: Gott wohnt im Licht und im Dunkeln!
Bald beginnt die Advents- und Weihnachtszeit. Die Zeit der Dunkelheit und die Zeit des Lichtes.
Der deutsche Liederdichter Jochen Klepper hat dazu das bekannte Adventslied «Die Nacht ist vorgedrungen» verfasst. Es ist ein Lied, das beides zusammenbringt: die Dunkelheiten des menschlichen Lebens und das Wunder von Weihnachten.
Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.